30.11.2014

Transanders in der Platte

Transanders in der Platte
Queere Lebenswelten in Hohenschönhausen



In Zusammenarbeit mit dem Verein Osteuropa-Zentrum Berlin e. V. haben wir im Zeitraum Oktober bis Dezember 2014 dieses Projekt realisiert.


Transanders in der Platte - Queere Lebenswelten in Hohenschönhausen

Das Image von Hohenschönhausen hat sich in den letzten Jahren gewandelt.  Es ist ein durchaus an Attraktivität gewinnender Stadtbezirk geworden. Allerdings bleiben die Nöte einer bestimmten Gruppe der Bevölkerung hier nach wie vor bis jetzt unterrepräsentiert, und zwar die der LGTBI (der Lesben, Schwulen, Transgender und Bisexuellen Menschen).
Es soll eine Produktion eines rund 45 Min. Aufklärungsfilms über Transgender in Hohenschönhausen / Lichtenberg entstehen. Das Thema Trans* ist immer noch in den Medien und auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit unterrepräsentiert. Transmenschen  sind in der Phase ihrer Transition oft in der Öffentlichkeit sichtbar, haben also keine Möglichkeit, ihr Anderssein zu kaschieren oder zu verstecken und müssen mit den entsprechenden Reaktionen der Öffentlichkeit zurecht kommen. Eine Begleitbroschüre mit Fotomaterial zum Film, mit Informationen zu Beratungsstellen und Möglichkeiten für LGBTI in Hohenschönhausen soll parallel dazu entstehen. Geplant sind im Jahr 2015 Infoveranstaltungen auf Grundlage von Film und Broschüre.

Es sollen die Kompetenzen der Jugendlichen gestärkt werden, soziale, ethnische oder religiöse Ausgrenzungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Dabei sollen auch die betreuenden Fachkräfte und Multiplikator/innen für das Thema sensibilisiert und gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit handlungsfähig gemacht werden. Diese könnten Vereine in Hohenschönhausen, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen, sein. Besonders bedacht werden sollen auch div. Jugendclubs und kommunale Einrichtungen.

Vertreter der Zielgruppen sollen interviewt werden. Es soll eruiert werden, wie der Wissensstand zum Thema "queere Lebenswelten" (Situation der LGBTI) überhaupt bei den Zielgruppen ist, welche Probleme sie als wichtig sehen, im Film zu akzentuieren. Es sollen Erfahrungen der Zielgruppen mit dem Thema LGBTI in Hohenschönhausen beachtet werden. Auf Grundlage des geplanten Films und der Broschüre sollen Informationsveranstaltungen in den versch. Einrichtungen angeboten werden. Für diese Veranstaltungen sollen Betroffene, Beratende und Fragende für Diskussionsrunden gewonnen werden.

Das von uns geschaffene Informationsmaterial soll von der Mehrzahl der Einrichtungen, an die es verschickt wurde (geplant sind 25 Film- und Broschürenkopien), für Infoveranstaltungen in den Jahren 2014 / 2015 genutzt werden. Dazu wurde als Kooperationspartner Lichtblicke e. V. gewonnen.
Der Verein Interdisziplinärer Forschungskreis Empathie – Tabu – Übersetzung (Anbindung an die Universität Halle) mit seinen Mitgliedern, u. a. Wissenschaftler und praktisch im Bereich "Tabubruch und Toleranz" Tätige, ist bereit, an Infoveranstaltugen mitzuwirken und sein wissenschaftliches Knowhow zur Verfügung zu stellen.
Das Material zum Film und zum Projekt soll in einem Band des Vereins Tabubruch in Literatur, Medizin und Kultur publiziert und einer noch  breiteren Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden.

Unser ambitioniertes Ziel soll sein:
  • Mit diesem Film- und Fotoprojekt soll die Toleranz gegenüber vor allem Transgender, aber auch Schwulen, Lesben, Bi- und Intersexuellen im Bezirk gestärkt werden, ebenso das Selbstbewusstsein der Betroffenen.
  • Die Problematik der LGBTI soll breitere Beachtung bei Veranstaltungen im Bezirk finden. Öffentliche Träger sollen sich auch zunehmend für die Rechte der Betroffenen einsetzen.
  • Es sollen regelmäßig in Jugendeinrichtungen Infoveranstaltungen durchgeführt werden, um das unter Jugendlichen zuweilen noch stattfindende Ausgrenzen anders fühlender Personen zu verhindern. Betroffene Jugendliche sollen rechtzeitig Hilfe finden. 

Veranstaltungen:

04.12.2014, 18:00 Uhr: Eine erste kurze Präsentation fand statt im Nachbarschaftshaus im Ostseeviertel, Ribnitzer Straße 1 b, 13051 Berlin.

Weitere Informationen zum Projekt:

Links:




Entwicklung, Implementierung und Umsetzung integrierter lokaler Strategien in Hohenschönhausen

Dieses Film- und Fotoprojekt wurde durch den Lokalen Aktionsplan (LAP) Hohenschönhausen im Rahmen des Bundesprogramms Toleranz fördern - Kompetenz stärken gefördert. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch das BA Lichtenberg.

 

   

29.11.2014

Medien

Transanders in der Platte
Queere Lebenswelten in Hohenschönhausen
- Medien -



Mit diesem Projekt entstanden eine DVD mit einem 70:33 Min. langen Film, eine Begleitbroschüre mit 28 Seiten und dieser Blog [externer Link WebSitePortal.de/Transanders]. Die DVD mit der Begleitbroschüre können über die entsprechenden Stellen für Beratung entliehen werden. Setzen Sie sich bitte mit den Ansprechpartnern in Verbindung. Natürlich können Sie auch uns kontaktieren.

Die DVD

Film Transanders in der PlatteKurzes Fazit von PD Dr. Björn Seidel-Dreffke ... (folgt in Kürze)

Länge: 70:33 Min. 









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Szenenbilder mit den Interviewpartnerinnen aus dem Film "Transanders in der Platte".


Die Begleitbroschüre


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung    6
2. Koordinierungsstelle Lichtenberg    7
3. Transsexualität / Transgender    8
Allgemeines    8
Zum rechtlichen Umgang mit Transsexualität bzw. Transidentität – insbesondere zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum sog. Transsexuellengesetz.    11
4. Porträts    13
Wiebke Eltze    13
Ute Kästorf    15
Dr. Sandra Obermeyer    15
Maike Ruby Röwer    16
Justine W.    17
5. Endlich ICH - Transsexuelle Erlebniswelten in Lyrik und Prosa    18
David Schneider: Suchen    18
Nachwort: Dr. Dr. Bernhard Wegener, langjähriger Gutachter transidenter Personen    19
6. Das Transsexuellengesetz    20
7. Anlaufstellen    22
Einrichtungen & Vereine    22
Websites, Blogs & Foren    23
8. Literaturhinweise    24
9. Eigene Bemerkungen    25

Auszüge:
 
1. Einleitung
Das Image von Hohenschönhausen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Aus dem als Plattenbausiedlung und Schlafstadt stigmatisierten Bezirk ist ein durchaus an Attraktivität gewinnender Stadtbezirk geworden. Viel wurde für die Entwicklung der Infrastruktur getan und ist noch geplant.
Allerdings bleiben die Nöte einer bestimmten Gruppe der Bevölkerung hier nach wie vor bis jetzt unterrepräsentiert, und zwar die der LGTBI (der Lesben, Schwulen, Transgender und Bisexuellen Menschen).
Allerdings hat sich in diesem Jahr hier einiges bewegt. Ein Queer-Café soll entstehen, es sollen verschiedene Veranstaltungen durchgeführt werden, welche Aufklärung im Bereich der Lage der LGBTI betreffen.
Durch den Lokalen Aktionsplan Hohenschönhausen wurde 2014 ein Projekt gefördert, dass sich speziell der Problematik Transgender zuwendet.
Im Vergleich zu schwulen und lesbischen Themen ist das Thema Trans* immer noch in den Medien und auch im Bewusstsein der Öffentlichkeit unterrepräsentiert. Transmenschen sind in der Phase ihrer Transition oft in der Öffentlichkeit sichtbar, haben also keine Möglichkeit, ihr Anderssein zu kaschieren oder zu verstecken und müssen mit den entsprechenden Reaktionen der Öffentlichkeit zurechtkommen. Gerade in Hohenschönhausen berichten Betroffene doch von einer Verunsicherung bei Mitmenschen, die im Gegensatz zu den mit der queeren Vielfalt schon sehr vertrauteren Stadtbezirken von Berlin hier kaum mit dieser Thematik konfrontiert wurden bzw. diese nicht genügend wahrnahmen.
Insgesamt soll ein nachhaltiger Beitrag geleistet und weiter daran gearbeitet werden, dass das Thema queere Vielfalt in Lichtenberg / Hohenschönhausen zu einem wichtigen parteiübergreifenden Anliegen avanciert.

Wir, die Mitglieder der Arge IAVM (Arbeitsgemeinschaft „Initiative Audio-Visuelle Medien für Soziale Themen“) [arge-iavm.blogspot.de] danken an dieser Stelle dem Beirat des LAP Hohenschönhausen und namentlich Annika Eckel (beratend und durch den Aktionsplan finanziell gefördert) für die freundliche Unterstützung des Projekts.
Unser Dank gilt auch dem Osteuropazentrum Berlin, das als Träger des Projekts fungierte [osteuropa-zentrum.de].
Und natürlich gilt ein großes Dankeschön, all jenen, die bereit waren, in Film und Broschüre präsentiert zu werden und uns mit ihrem Wissen, ihrer Persönlichkeit, Offenheit und Toleranz beeindruckt haben.

3. Transsexualität / Transgender
Allgemeines

In der sogenannten Fachliteratur werden Personen als „Transsexuelle“ bezeichnet, welche den Wunsch haben, als Angehöriger des anderen Geschlechts (nicht ihres Geburtsgeschlechts) zu leben und anerkannt zu werden. Begleitet wird dieser Wunsch meistens davon, dass man auch eine entsprechende hormonelle oder chirurgische Behandlung durchführen lassen möchte, um den Körper so weit wie möglich dem angestrebten Geschlecht anzugleichen.
Man unterscheidet dabei traditionell Transmänner (Personen mit weiblichen Ursprungsgeschlecht und dem Gefühl eigentlich ein Mann zu sein) und Transfrauen (Personen mit ursprünglich männlichem Geschlecht und dem Gefühl eigentlich eine Frau zu sein).
Transsexuelle Personen sollte man von den sogenannten Transvestiten unterscheiden. Dabei handelt es sich meistens um Männer, die sich regelmäßig oder gelegentlich als Frauen verkleiden (da bei Frauen männliche Kleidung heute kein Problem darstellt, sind weibliche Transvestiten vielleicht auch einfach weniger sichtbar). Den Begriff Transvestiten prägte der deutsche Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld 1910. Im Jahr 1923 führte er dann den Begriff Transsexuelle für Personen ein, die nicht nur vorübergehend die Kleidung des anderen Geschlechts tragen wollen, sondern sie sich eine ständige, eben auch körperliche Angleichung an das andere Geschlecht wünschen, das nicht ihrem Geburtsgeschlecht entspricht.

In vielen Ländern außerhalb Deutschlands wird inzwischen mehrheitlich angenommen, dass Transsexualismus angeboren ist (und nicht anerzogen) und vielmehr eine Sonderform der Intersexualität darstellt. Dies steht im Einklang mit Aussagen Harry Benjamins (1885 – 1986), der als Pionier auf dem Gebiet der Transsexualismus-Forschung galt. Benjamin äußerte unter anderem, dass Intersexualität, sowohl körperlich als auch im Gehirn vorkommt. Andere Mediziner wie beispielsweise der hawaiianische Professor Milton Diamond stützen diese These. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen ist Großbritannien bisher das fortschrittlichste Land für Menschen, die von Transsexualismus betroffen sind. Der sogenannte Gender Recognition Act aus dem Jahre 2004 ermöglicht transsexuellen Menschen, rückwirkend ihren Geburtseintrag – ausgehend davon, dass der Eintrag zum Zeitpunkt der Geburt falsch war – ändern zu lassen. Damit ist Großbritannien bisher das einzige Land in Europa, welches anerkennt, dass es sich bei Transsexualismus um eine körperliche Abweichung zum gehirnbestimmten Geburtsgeschlecht handelt.
Diese Erkenntnisse sind nicht unumstritten. In Deutschland gilt Transsexualismus weiterhin als eine psychische Störung. Jedoch setzt sich auch hierzulande unter Medizinern mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die pränatale Prägung als wahrscheinlichste Ursache der Transsexualität anzusehen ist, was eine vorgeburtliche Prägung des Gehirns bedeute, die dann nicht mehr zu ändern sei.
[Wikipedia]

Gegenwärtig findet in der Fachwelt eine kontroverse Diskussion statt, welcher Begriff für „Transpersonen“ zu verwenden ist. Immer mehr Betroffene lehnen den Begriff Transsexuelle ab, da der Wunsch der körperlichen Anpassung an das Gegengeschlecht primär nichts mit bestimmten sexuellen Vorlieben zu tun hat.
Es gibt bei Transpersonen zum Beispiel, was die angestrebte Partnerschaft angeht, eine Vielfalt, die der in der Gesellschaft insgesamt entspricht. So gibt es Transpersonen, die nach ihrer körperlichen Angleichung gleichgeschlechtliche Partnerschaften bevorzugen, andere wiederum leben heterosexuell oder auch bisexuell.
Vor allem in Deutschland häufiger verwendet wird der Begriff Transgender, der eine bestimmte wissenschaftliche Positionierung zum Ausdruck bringt. Transgender ist im Prinzip ein Begriff für Abweichungen von der zugewiesenen sozialen Geschlechterrolle.
Zuschreibungen und Selbstbeschreibungen Betroffener sind von der jeweiligen Weltsicht abhängig (sieht man „Geschlecht“ vor allem als sozial oder biologisch geprägt an). Die Diskussion findet auch außerhalb von Trans* in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen statt und ist noch nicht abgeschlossen. Meistens befinden sich hier Kulturwissenschaftler und Mediziner noch in einem Gegensatz zueinander.
Unstrittig ist, dass das Phänomen der Existenz von Menschen, die ihr ursprüngliches Geschlecht bzw. und oder die damit verbundene Rolle ablehnten, seit der Antike bekannt ist.

5. Endlich ICH
Transsexuelle Erlebniswelten in Lyrik und Prosa


Stafan Rauner

Leise, ganz leise


Leise, ganz leise dringt
eine Stimme an mein Ohr
und langsam spüre ich,
daß ich es bin, DER da ruft.

Doch SIE verhält sich ganz still,
rührt sich kaum,
daß niemand IHN hört.

Leise, ganz leise dringt
eine Stimme an mein Ohr
und ich beginne
die Isolation freizulegen.

Andere sehen IHN bereits
und doch können sie
dies kaum verstehn.

Deutlich bin ICH jetzt
wahrzunehmen und
niemand hätte je
etwas anderes vermutet.

ER, das bin ICH
und IHRE Stimme ist
leise, ganz leise,
aber immer noch da.

Weitere Informationen zum Projekt:

Links:
  • externer Link Endlich ICH - Transsexuelle Erlebniswelten in Lyrik und Prosa 




Entwicklung, Implementierung und Umsetzung integrierter lokaler Strategien in Hohenschönhausen

Dieses Film- und Fotoprojekt wurde durch den Lokalen Aktionsplan (LAP) Hohenschönhausen im Rahmen des Bundesprogramms Toleranz fördern - Kompetenz stärken gefördert. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch das BA Lichtenberg.

 
   

28.11.2014

Portraits

Transanders in der Platte
Queere Lebenswelten in Hohenschönhausen
- Portraits der Interviewpartnerinnen -




Wiebke Eltze
Projektleiterin Netzwerk für Demokratie
Licht-Blicke, Jugendfreizeiteinrichtungen gegen Diskriminierungen

Die Erfahrungen im Themenfeld Antidiskriminierungsarbeit belegen: Beleidigungen, Abwertungen und Diskriminierungen aufgrund kollektiver Merkmale gehören zum Alltag (nicht nur) in der Jugendarbeit. Angemessen darauf zu reagieren, ist nicht immer leicht für die Mitarbeiter_innen. Insbesondere Homo- und Transphobie sind ein immer wieder und in allen Bereichen anzutreffendes Phänomen. Es besteht daher der Wunsch seitens der Fachkräfte in der offenen Jugendarbeit nach kontinuierlichem Austausch und Verständigung in Hinblick auf ein abgestimmtes Vorgehen. Fachstandards können dabei als Orientierungsrahmen dienen, der Spielraum für inhaltliche Auseinandersetzungen und individuelle Handlungsstrategien bietet – zentral bleibt jedoch, wie dieser Rahmen im Sinne einer klaren Haltung und Positionierung gefüllt wird. Gerade in Bezug auf die eigene professionelle Haltung bestehen häufig Unsicherheiten, wie eine Positionierung im Sinne einer menschenrechtsorientierten Haltung konkret aussehen kann.
Der Fachaustausch griff diesen Bedarf mit der Entwicklung einer Handreichung (2013) auf – als Arbeitsergebnis des Projekts Jugendfreizeiteinrichtungen gegen Diskriminierung und eine Etappe auf dem Weg zu Fachstandards im Umgang mit abwertenden und ausgrenzenden Verhaltensweisen. Die Handreichung ist die Essenz aus gemeinsamen Fortbildungen, kollegialen Beratungen und zahlreichen inhaltlichen Diskussionen. Zur Unterstützung der permanent erforderlichen Reflexionsprozesse entstand der enthaltene Reflexionsbogen, der die Verständigung in den einzelnen Teams unter-stützen und einen Leitfaden bieten soll für die kontinuierliche Reflexion der täglichen Praxis und Haltungen.
Als hilfreich hat sich dabei eine externe Koordination und fachliche Begleitung (durch die Netzwerkstelle Licht-Blicke) sowie eine Prozessbegleitung (in Form eines externen Coachings durch das Mobile Beratungsteam Ostkreuz) erwiesen. So erfolgte eine regelmäßige Überprüfung der inhaltlichen Arbeit an den Standards sowie den fachlichen Kriterien und der Entwicklung des Selbstverständnisses. Dabei fiel die Entscheidung, den Schwerpunkt der Handreichung auf die Reflexion und die Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit der eigenen Haltung sowie denen des Teams zu legen, um den Prozess weiterhin offen zu gestalten und Mitarbeiter_innen anderer Einrichtungen mit ihren Perspektiven einbinden zu können. Langfristig wird die Implementierung der Standards in die bezirklichen Leitlinien und die Übertragung auf weitere Bereiche wie die Straßen- oder Schulsozialarbeit sowie weitere Bezirke Berlins angestrebt.


2013 wurden den ersten elf Einrichtungen im Bezirk die Eingangsschilder mit dem Projektlogo und dem Zusatz „Dein Raum für Vielfalt“ verliehen, der den Schutzraum-Gedanken für alle sichtbar nach außen tragen soll – ebenso wie das Logo auf T-Shirts, Pullovern und Aufklebern, das einen Gesprächseinstieg bietet und zugleich die (öffentliche) Identifikation mit dem Projekt.
Das Projekt wird seit 2011 über den LAP Hohenschönhausen gefördert. Schwerpunkt ist die Entwicklung von Fachstandards im Umgang mit Diskriminierungen in der Offenen Jugendarbeit sowie der Straßen- und Schulsozialarbeit. Der Kreis der beteiligten Mitarbeiter_innen hat sich mittlerweile auf zwölf Jugendfreizeiteinrichtungen erweitert, die sich seit Anfang 2010 regelmäßig treffen, um sich inhaltlich auszutauschen sowie die Standards zu entwickeln. Die Netzwerkstelle Licht-Blicke koordiniert und begleitet dieses Projekt von Anfang an und bietet fachliche Unterstützung. Gleichzeitig verfolgt das Projekt das Ziel, die Beteiligung und die inhaltliche Auseinandersetzung der Jugendlichen in den Einrichtungen über individuell abgestimmte Workshops und Methoden zu stärken und sie so in den Prozess einzubinden: u. a. über Workshops mit jugendkulturellen Ansätzen (Graffiti, Skateboarding, HipHop), die mit der Beschäftigung mit Diskriminierungsebenen wie Alltagsrassismus und Homo-/Transphobie verbunden werden. Die am Projekt beteiligten Einrichtungen präsentierten jedes Jahr bei einem Fachgespräch die bisherigen Arbeitsergebnisse und 2013 die entstandene Handreichung, die als Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit Diskriminierungen dienen soll.

* * *

Ute Kästorf

Sie wohnt bereits seit 1986 in Berlin Hohenschönhausen.
Sie hat einen wachen Blick auf die Menschen, die sie umgeben. Dabei wird sie auch damit konfrontiert, wie eine Transfrau an einer Straßenbahnhaltestelle gemobbt wird. Sie registriert dies nicht nur, sondern wagt sich auch, etwas dagegen zu sagen.
Leider ist solch couragiertes Auftreten nicht selbstverständlich. Dennoch ist Ute davon überzeugt, dass Mobbing und Ablehnung von Personen, die anders sind, nicht unbedingt typisch für einen „Plattenbezirk“ wie Hohenschönhausen sind.
Allerdings ist sie der Meinung, dass die kaum vorhandenen Beratungsangebote oder Treffmöglichkeiten für lesbische, schwule oder transidente Personen in Hohenschönhausen durchaus ein noch zu behebendes Defizit darstellen.

* * *


Dr. Sandra Obermeyer

Jg. 1971, stammt aus Waltrop (Krs. Recklinghausen, Nordrhein-Westfalen).
Die promovierte Juristin mit Schwerpunkt Öffentliches Recht, insb. Verfassungsrecht arbeitet nach wissenschaftlicher Tätigkeit an der Universität Bielefeld als Referentin für die Linksfraktion im Bundestag. Seit Mitte 2009 war sie Referentin in der Senatsverwaltung des Landes Berlin im Querschnittsgebiet Frauen und Gleichstellung. Nebenberuflich arbeitet Frau Dr. Obermeyer als Dozentin und Autorin zu den Themen Gleichstellung und rechtliche Grundlagen der Politik. Im Juni 2013 wurde sie als Bezirksstadträtin im Bezirk Lichtenberg von Berlin gewählt und leitet die Abteilung Jugend und Gesundheit.
Frau Dr. Obermeyer setzt sich seit Jahren für die Belange queerer Menschen ein. Im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit stehen seit einigen Jahren Aspekte des rechtlichen Umgangs mit Transsexualität bzw. Transidentität. Zu verweisen ist in diesem Zusammenhang auf ihre Publikation: Zum rechtlichen Umgang mit Transsexualität bzw. Transidentität – insbesondere zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum sog. Transsexuellengesetz. (In: IFFOnZeit, 2. Jg. Nr. 2, 2012, S. 21 – 31; Auszüge daraus siehe in dieser Broschüre im Abschnitt zur Transsexualität).

* * *


Maike Ruby Röwer

Maike begann ihren Weg zu sich selbst im Jahre 2006. Sie spürte zwar schon, wie viele andere transidente Menschen auch, dass etwas mit ihr anders ist. Doch den Ausschlag, das Tor zum wahren Ich in ihrem eigenen Inneren zu öffnen, gab erst ihre damalige Freundin und Partnerin, die sie seit Beginn des Weges auch aktiv unterstützte.
Der Wunsch, endlich richtig Frau zu sein, wurde mit den Jahren stärker. Doch die Gegebenheiten in Provinzstädten im Westen Deutschlands waren nicht optimal genug für diesen Wunsch. So erfuhr sie auch Mobbing und Zurückweisung von Freunden, Arbeitgebern und Organisationen, bei denen sie sich ehrenamtlich engagiert hatte.
Ihr Ziel wurde nun Berlin. Maike scheute sich nicht, eine Wohnung in Ostberlin und noch dazu in einem Plattenbaubezirk wie Hohenschönhausen zu suchen und zu finden. Sie fühlte sich von Anfang an in ihrer neuen Umgebung wohl. Dennoch ging es auch hier nicht ganz ohne Pöbeleien auf der Straße ab. In Berlin konnte Maike dann mit den ersten Schritten auf ihrem Wege, wie der Hormonbehandlung und dem Antrag auf Vornamens- und Personenstandsänderung fortfahren. Die offiziellen Dokumente wurden im Jahr 2014 dann auch geändert.
Die geschlechtsangleichende Operation ist für 2015 geplant.
Die Zeit des Wartens ist nicht einfach und auch persönliche Rückschläge gab es schon zu verkraften. Doch Maike lässt sich nicht unterkriegen. Sie engagiert sich aktiv ehrenamtlich, so zum Beispiel beim THW Berlin.

* * *


Justine W.

Auf den Weg zu ihrem Selbst begab sich Justine erst sehr spät und es dauerte fast 3 Jahre, bis sie sich eingestand, dass sie nur sie selbst nämlich authentisch sein kann, wenn sie diesen Weg geht.
Heute ist sie sehr froh, dass sie sich trotz fortgeschrittenen Alters dazu entschieden hat, endlich das zu leben, was sie seit ihrer Kindheit als richtig für sich erkannt, aber nie sich zugestanden hatte, da das Thema Trans* in der Nachkriegsgeneration lange unbekannt war und erst dank Internet in die Gesellschaft getragen wurde.
Gesellschaftlich ist Justine ehrenamtlich im Berliner Sonntagsclub e. V. aktiv. Dort betreut sie den sogenannten „Dienstags-Club“, ein regelmäßiger Treff für transidente Menschen und deren Freunde, Familienmitglieder und Bekannte.
Seit nunmehr 6 Jahren ist sie im Trans*beirat des Sonntagsclubs aktiv. Dieser unterstützt aktiv die Beschäftigten und den Vorstand der Einrichtung in Fragen Trans*. Des Weiteren hilft er auch aktiv mit bei politischen Stellungnahmen und der Beantwortung von Anfragen von Gerichten und politischen Gremien zur Trans*-Thematik.
Außerdem engagiert sie sich bei dem Berliner Runden Tisch zum Thema Trans*- und Intergeschlechtliche Menschen. In dem vom Berliner Senat und der EU geförderten Projekt „Trans in Arbeit“ hat sie sich ebenfalls eingebracht.
Besonderen Respekt verdiente ihr Engagement bei der Aktion „Berlin liebt – Respekt macht's möglich“. Hier zeigte sie als eindeutig identifizierbare Transperson auf einem Plakat „Gesicht“ und gab so vielen Gleichgesinnten Mut, öffentlich zu werden und zu sich selbst zu stehen.
Justine ist darüber hinaus als Fotokünstlerin aktiv und hatte in den letzten 5 Jahren mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen in und außerhalb Berlins.


Weitere Informationen zum Projekt:

Links:
  • externer Link Endlich ICH - Transsexuelle Erlebniswelten in Lyrik und Prosa 



Entwicklung, Implementierung und Umsetzung integrierter lokaler Strategien in Hohenschönhausen

Dieses Film- und Fotoprojekt wurde durch den Lokalen Aktionsplan (LAP) Hohenschönhausen im Rahmen des Bundesprogramms Toleranz fördern - Kompetenz stärken gefördert. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch das BA Lichtenberg.


   

27.11.2014

Anlaufstellen

Transanders in der Platte
Queere Lebenswelten in Hohenschönhausen
- Anlaufstellen -



Einrichtungen & Vereine
  • AB queer e. V.
    Sanderstraße 15   
    12047 Berlin    
    [externer Link abqueer.de]
    Aufklärung und Beratung zu lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender Lebensweisen, ein Schwerpunkt ist die Jugendarbeit.
  • Koordinierungsstelle Lichtenberg-Mitte
    pad e. V.   
    Geschäftsstelle
    Kastanienallee 55    
    12627 Berlin   
    [externer Link koordinierungsstelle-lichtenberg.de]
    Die Stärkung der demokratischen Bürgergesellschaft, Demokratie- und Toleranzerziehung, soziale Integration, interkulturelles und interreligiöses Lernen / antirassistische Bildungsarbeit, kulturelle und geschichtliche Identität sowie die Bekämpfung rechtsextremistischer Bestrebungen bei jungen Menschen sind die Schwerpunkte der Programmumsetzung.
  • Licht-Blicke – Netzwerk für Demokratie und Toleranz in Lichtenberg
    Ahrenshooper Straße 7   
    13051 Berlin   
    [externer Link licht-blicke.org]
    Ansprechpartnerin: Wiebke Eltze (Projektleiterin Netzwerk für Demokratie) und Mitarbeiterin vor allem auch im Jugendbereich.
  • ReachOut Berlin
    Oranienstr. 159   
    10969 Berlin   
    [externer Link reachoutberlin.de]
    Berlinweite Opferberatung für Betroffene, auch homo- und transphober Gewalt.
  • Sonntags-Club e. V.
    Greifenhagener Straße 28       
    10437 Berlin - Prenzlauer Berg   
    [externer Link sonntags-club.de]
    Professionelle Beratung und Hilfe für transidente Personen, verschiedene Projekte und Treffpunkte; im Mittelpunkt steht die soziale Komponente.
  • TrIQ – TransInterQueer e. V.
    Glogauer Straße 19   
    10999 Berlin    
    [externer Link transinterqueer.org]
    Beratungsangebote vor allem Betroffener für Betroffene; im Mittelpunkt steht die politische Komponente.

Websites, Blogs & Foren


Weitere Informationen zum Projekt:

Links:
  • externer Link Endlich ICH - Transsexuelle Erlebniswelten in Lyrik und Prosa 




Entwicklung, Implementierung und Umsetzung integrierter lokaler Strategien in Hohenschönhausen

Dieses Film- und Fotoprojekt wurde durch den Lokalen Aktionsplan (LAP) Hohenschönhausen im Rahmen des Bundesprogramms Toleranz fördern - Kompetenz stärken gefördert. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch das BA Lichtenberg.

 

   

26.11.2014

Literaturhinweise

Transanders in der Platte
Queere Lebenswelten in Hohenschönhausen
- Literaturhinweise -



  • Autorengemeinschaft (Hrsg.: B. Wegener, B. Seidel-Dreffke u. a.): Endlich ICH. Transsexuelle Erlebniswelten in Lyrik und Prosa. Ein etwas anderes Lesebuch. Berlin 1998, 2000.
    [externer Link Endlich-ICH.de]
  • Butler, Judith: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts. Frankfurt 1995.
  • Charlotte von Mahlsdorf: Ich bin meine eigene Frau. Berlin 1992.
  • Eicher, Wolf: Transsexualismus. Stuttgart 1992.
  • Friedemann Pfäfflin, Astrid Junge: Geschlechtsumwandlung. Abhandlungen zur Transsexualität. Stuttgart 1992.
  • Herrn, Rainer: Schnittmuster des Geschlechts. Transvestitismus und Transsexualität in der frühen Sexualwissenschaft, Gießen 2005.
  • Hirschauer, Stefan: Die soziale Konstruktion der Transsexualität. Frankfurt am Main 1993.
  • Kamprad, Barbara / Schiffels, Waltraud: Im falschen Körper. Alles über Transsexualität. Zürich 1991.
  • Licht, Martin: TM-Brevier. Das Handbuch für Transmänner. Hamburg 2012.
  • Lindemann, Gesa: Das Paradoxe Geschlecht. Transsexualität im Spannungsfeld von Körper, Leib und Gefühl. Wiesbaden 2011.
  • Obermeyer, Sandra: Zum rechtlichen Umgang mit Transsexualität bzw. Transidentität – insbesondere zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum sog. Transsexuellengesetz. In: IFFOnZeit. 2. Jg., Nr. 2, 2012, S. 21 – 31.
    [externer Link PDF www.iffonzeit.de/ausgaben/IFFOnZeit_2012.pdf]
  • Rauchfleisch, Udo: Transsexualität – Transidentität. Begutachtung. Begleitung. Therapie. Göttingen 2009.
  • Sigusch. Volkmar: Geschlechtswechsel. Hamburg 1992.
  • Stachat, Lena Angelique: Den Abgrund immer vor Augen. Tagebuch einer Frau, die nicht als Frau zur Welt kam. Berlin 2009.
  • Stührmann, Janina: Was bedeutet Geschlechtsidentität und Transidentität – für das Individuum und die Gesellschaft? München 2008.
  • Tremain, Rose: Die Umwandlung. Roman. München 2003. 

Weitere Informationen zum Projekt:

Links:




Entwicklung, Implementierung und Umsetzung integrierter lokaler Strategien in Hohenschönhausen

Dieses Film- und Fotoprojekt wurde durch den Lokalen Aktionsplan (LAP) Hohenschönhausen im Rahmen des Bundesprogramms Toleranz fördern - Kompetenz stärken gefördert. Die Finanzierung erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch das BA Lichtenberg.