09.12.2015

Jugend(sozial)arbeiter*innen

Queer in Lichtenberg - "Café Queer Maggie"
- Jugend(sozial)arbeiter*innen -




Weiterbildungsveranstaltung im "Café Queer Maggie" am 9. Dezember 2015, ab 10:00 Uhr für Jugend(sozial)arbeiter*innen. Gespräch mit den MitarbeiterInnen von QUEERFORMAT:
  • Stephanie Nordt | Diplom-Sozialpädagogin und Bildungsreferentin, Gendertrainerin 
  • Thomas Kugler | Diplom-Sozialpädagoge und Bildungsreferent, Gendertrainer  
  • Gespräch, Übung, Präsentation, Brunch 

Die Veranstaltung, die eine Präsentation, Übungen, Gespräche und gemeinsamen Brunch umfasste, wurde wieder federführend von den MitarbeiterInnen von QUEERFORMAT, Stephanie Nordt und Thomas Kugler geleitete.

Schwerpunkte der Schulung in Bezug auf das Thema „Queer“ waren Begriffserklärungen (so ergab eine kurze Umfrage, dass durchaus nicht alle Anwesenden problemlos mit Begriffen umgehen konnten wie LGBTI, LGBTIQ, Unterschied zwischen Geschlecht und Gender u. ä.), Erläuterungen zur Relevanz des Themas gerade im Bereich der Jugendbildung, das Umreißen eines normativen Rahmens, besondere pädagogische Richtlinien. Den Abschluss bildeten schließlich das Abstecken von Handlungsfeldern und Präsentation der von der Bildungsinitiative QUEERFORMAT erarbeiteten pädagogischen Materialien.
Dabei erwiesen sich die zu Beginn der Veranstaltung durchgeführten Übungen als besonders dienlich, sich in bestimmte Zusammenhänge hineinzudenken. So wurden Teilnehmer aufgefordert, sich in ihre Jugendzeit und Zeit des ersten Verliebtseins zurückzuversetzen und sich unter anderem vorzustellen, sie hätten sich dabei in gleichgeschlechtliche Personen verliebt und welche Auswirkungen dies auf den Freundes- und Familienkreis, sowie das schulische Umfeld gehabt hätte. So konnte von Anfang an bei den Teilnehmenden ein bestimmter Grad an Empathie für das zu besprechende Thema erzielt werden.
Die darauf folgende Präsentation verlief auf sehr hohem, wissenschaftlich fundiertem Niveau, wobei die Materialien aber kognitiv gut verständlich vermittelt wurden.
Es wurde vor allem auf die Relevanz der Akzeptanz sexueller Vielfalt als gesellschaftsbildenden Faktor verwiesen. Es wurde aber auch akzentuiert, dass es hier nicht um sexuelles Agieren geht, sondern um Geschlechtsidentitäten, Partnerwahl, Vielfalt der Möglichkeiten der Präsentation von Geschlecht. Besonders in den Fokus des Interesses rückte hier die Differenzierung der Begriffe Geschlecht und Gender.
Das biologische Geschlecht (englisch „sex“) umfasst das chromosomale, das gonodale, das hormonelle sowie das äußere und das innere genitale Geschlecht. Es bezieht sich also auf Chromosomensätze, Keimdrüsen, Hormone und Geschlechtsorgane. Das soziale Geschlecht (englisch „gender“) meint das psychische Geschlecht im Sinne der Geschlechtsidentität sowie das soziale Geschlecht im engeren Sinne bezogen auf die Geschlechterrolle.
Besonders letztere ist durch die Bewertung von Aussehen, Körpersprache und Handlungsweisen, die als „männlich“ oder „weiblich“ eingestuft werden, stark kulturell definiert. Es gibt viele Kulturen, die kein auf Ausschließlichkeit basierendes bipolares System von Zweigeschlechtlichkeit vertreten, sondern die Existenz mehrerer Geschlechter kennen. Nach Auffassung der modernen Humanwissenschaften handelt es sich sowohl beim biologischen wie beim sozialen Geschlecht um soziale Konstrukte, die die Wirklichkeit geschlechtlicher Vielfalt nur unzureichend erfassen.
“ [1]
In engem Zusammenhang mit diesen Definitionen steht auch der Begriff der Geschlechtsidentität, der oft sehr klischeehaft und pauschal begriffen wird, hier nun aber in seinen unterschiedlichen Verstehensweisen näher erläutert wurde:
Die sexuelle Identität ist das grundlegende Selbstverständnis der Menschen davon, wer sie als geschlechtliche Wesen sind – wie sie sich selbst wahrnehmen und wie sie von anderen wahrgenommen werden wollen.
Dieses Verständnis schließt vier grundlegende Komponenten ein: das biologische Geschlecht (man ist rein physisch ein Junge/Mann oder ein Mädchen/eine Frau oder hat als intersexuelle Person Anteil am Mannsein wie am Frausein), das psychische Geschlecht bzw. die Geschlechtsidentität (die innere Überzeugung, dass man entweder männlich oder weiblich oder beides zugleich ist), das soziale Geschlecht als Geschlechterrolle und Geschlechtspräsentation (Aussehen, Körpersprache und Handlungsweisen, die von einer bestimmten Kultur als „männlich“ oder „weiblich“ bezeichnet werden) und die sexuelle Orientierung (bezogen darauf, zu welchem Geschlecht man sich erotisch und sexuell hingezogen fühlt).
Als juristischer Terminus wird der Begriff „sexuelle Identität“ in Gesetzestexten verwendet, um Diskriminierungsschutz sowohl von Lesben, Schwule und Bisexuellen als auch von Transsexuellen zu gewährleisten.
“ [1]

Ausgehend von den theoretischen Überlegungen wurde dann im 2. Teil des Vortrags konkret eingegangen auf die Relevanz des Themas der geschlechtlichen Vielfalt für die Kinder- und Jugendhilfe. Laut Untersuchungen gehören queere Jugendliche zu den besonders vulnerablen (verletzlichen) Gruppen. Oft haben sie auch bei Outing weniger Chancen bei gleicher Leistung. Es herrscht noch nicht in allen Familien genügend Toleranz gegenüber diesen Jugendlichen, und auch ein deutliches Übergewicht an queeren Jugendlichen, die obdachlos sind, kann man in diesem Zusammenhang feststellen. Im schulischen Bereich sind die betroffenen Personen oft Mobbing oder gar körperlicher Gewalt ausgesetzt. Trotz des Vorhandenseins entsprechender Gesetze und Aufklärungsbestrebungen und zunehmender staatlicher Unterstützung begegnen immer noch 61% der Deutschen Themen wie Homosexualität, Transsexualität mit Vorurteilen und möchten sich lieber davon distanzieren.

Zwei Filmbeispiele von Jugendlichen – ein lesbisches Mädchen outet sich in der Schule und wird gemobbt, findet aber nach zahlreichen Rückschlägen zu sich selbst und ihren Weg und ein schwuler Junge, der bei seinem türkischen Vater unerwarteterweise auf Verständnis stößt – ergänzten diesen Teil der Ausführungen.
Als besonders hilfreich und relevant erwiesen sich schließlich noch die Mitteilungen zu vorhandenen Informationsmaterialien, die die Bildungsinitiative QUEERFORMAT entwickelt bzw. auch zusammengestellt hat, um die LGBTIQ-Pädagogik praktisch zu untermauern und zu unterstützen. Ebenso wurde auf Beratungsstellen für Betroffene verwiesen und wichtige Buchempfehlungen gegeben.
All diese Materialien und Informationen sind zu finden auf der externer Link Website der Bildungsinitiative.


WE WANT U !
Queer in Lichtenberg

Eine gemeinsame Veranstaltung des externer Link Gangway Teams Lichtenberg und der externer Link Bildungsinitiative QUEERFORMAT

LSBTIQ*

  
Ort: 
  • externer Link Café Maggie, Frankfurter Allee 201 - 205, 10365 Berlin (externer Link Google-Maps)

Impressionen von der Veranstaltung:



Das Projekt:

Quellen:
  1. externer Link PDF Was ist Geschlecht (QUEERFORMAT)
 
Links:



Dieses Projekt wurde durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie durch das BA Lichtenberg im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" gefördert.

      
 
   
   

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